Ich Bin Ein Schwein by Tanja Steinlechner

Ich Bin Ein Schwein by Tanja Steinlechner

Autor:Tanja Steinlechner
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783941931060
Herausgeber: Rot & Licht
veröffentlicht: 2013-09-09T22:00:00+00:00


* * *

Judith empfand keine Genugtuung, als sie beim Verlassen des Hauses bemerkte, dass ihre Vermutung bezüglich ihres Aufenthaltsortes richtig gewesen war. Es hätte überall geschehen können. Sie ignorierte den unterwürfigen Gruß des schützenden Schattens, der ihr die Wagentür aufhielt und sie mit großer Geste und einer kleinen Verbeugung hinter ihr schloss. Es gab nur einen Ort, an dem sie jetzt sein wollte. Nur einen Menschen, nach dessen Nähe sie sich jetzt sehnte. Der Schatten wusste, was zu tun war.

Judith lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück. Mit ausruckslosen Augen sah sie auf die pulsierende Stadt. Das Nachtleben hatte einen eigenen Herzschlag, von dem die Tagmenschen keine Vorstellung hatten. Der Verkehr floss zäh wie müdes Sperma durch die engen Gassen. Sie grüßten die trunkene Hure Babylon. Neonschilder von Nacktbars und Sexshops brannten sich in ihre Netzhaut. Fliegende Händler boten Frischfleisch an. Aus aller Herren Länder für aller Herren Lenden. Sofern sie gut zahlten oder sich nicht ekelten. Billige und doch ewig zu teuere Huren drängten ihnen entgegen. Fette Hängetitten und flache Kinderbrüste pressten sich gegen die verdunkelten Scheiben der Limousine. Sie hatten keine Ahnung, wer auf der anderen Seite der Tür angewidert den Blick von ihren verfaulten Zähnen abwandte. Judith konnte die Scheiße aus ihren Müllmäulern dampfen sehen. Der Weg zur Hölle war mit stinkenden Nutten gepflastert. Wie immer traf sie Nadja an der Kreuzung, an der sich die beiden großen Rotlichtbezirke trafen. Judith wusste, dass Nadja nicht Nadja hieß. In gewisser Weise war auch sie ein Phantom. Eine Elfe unter all den Junk-Fuck-Orcs.

Judith kannte das schlichte Zimmer im vierten Stock des heruntergekommenen Stundenhotels. Hier hatte sie Nadja zum ersten Mal getroffen. Beide in einem erbärmlichen Zustand. Nadja war nicht Nadja. Heute war sie ein grelles Mangamädchen in unzüchtiger Schuluniform. Beim letzten Mal war sie eine Geisha gewesen. Davor eine Ausreißerin aus ehemals gutem Hause. Die Zeiten änderten sich, und mit ihnen die Rollen. Jeden Abend Frischfleisch. Blaue Augen und steife Nippel als gute Argumente. Im Abfalleimer lagen benutzte Kondome. Dunkle Flecken auf Papiertüchern. Es war bekannt, dass Nadja einen engen Schließmuskel hatte. Judith war es gleich. Sie erhob keine Ansprüche auf Nadja. Sie wusste, dass Nadja nach jedem Kunden gründlich duschte. Das war genügend Exklusivität.

Judith zog ihr Kleid aus. Sie legte sich aufs Bett und sah Nadja in die Augen. Es fiel ihnen nicht schwer, jegliche Anspielung auf tiefere Erotik zu vermeiden. Hier und jetzt war weder der Ort noch die Zeit dafür. Körper, nicht Geist. Sie winkte die sehr junge Frau zu sich auf die Matratze. Nadja zog sich nicht aus, denn das widersprach Judiths Vorstellung von Professionalität. Nach einem Tag wie diesem gab es für Judith nichts Besseres als eine orale Mösenmassage. Keinen Ganzkörpersex. Nadja heuchelte keine falsche Leidenschaft.

Ein erster Kuss auf die fleischigen Schamlippen. Judith hatte sich extra für Nadja rasiert. Nadja wusste, worauf Judith stand. Sie war eine Stammkundin. Judith wollte Zärtlichkeiten. Das konnte manchmal sehr lange dauern. Dafür gab es gutes Geld. Nur mit dem Mund. Küssen, nicht ficken. Deshalb ging Judith zu einer Frau. Um sicher zu sein.



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